In sozialen Netzwerken wie Facebook und WhatsApp verbreitet sich seit einigen Monaten eine Meldung mit der Headline „Albtraum für Faultiere: Ab Juli keine Mindestsicherung und Arbeitslosengeld mehr“. Der Beitrag wird intensiv geteilt und versendet. Doch, was ist an diese Geschichte dran?
Viele Menschen sind auf Arbeitslosengeld und ALG2, die sogenannte Grundsicherung, angewiesen. Entsprechend hoch ist die Aufregung, wenn eine Überschrift die Streichung des Arbeitslosengeldes ankündigt. Zu großer Beunruhigung trägt zudem bei, dass viele Nutzer nur die Überschrift und nicht den Artikel selbst lesen. Doch auch wer den Artikel liest, wird den Beitrag vermutlich teilen. Aber ganz der Reihe nach.
Bleiben wir erst einmal bei den Fakten und sorgen bei allen Beziehern von ALG1 und ALG2 für Entwarnung. Das Arbeitslosengeld und die Grundsicherung, oder wie dargestellt Mindestsicherung, wird im Juli nicht abgeschafft. Niemand muss Angst um seine Existenz oder sein Auskommen haben. Bei der Nachricht handelt es sich um eine sogenannte Fakenews des Portals derpressehai.com. Alle Nachrichten dieser Webseite sind Satire und frei erfunden. Das steht auch in der Fußzeile der Webseite, die wohl kaum ein Leser betrachtet.
Bleibt noch die Frage zu klären, warum sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet? Dafür gibt es sicher mehrere Gründe. Erstens werden in unserer heutigen Medienlandschaft bevorzugt die unglaublichsten und grausamsten Nachrichten beachtet. Frei erfundene News gehören da natürlich dazu. Andererseits verlangt die Webseite teilweise, dass man den Artikel mit seinen Freunden auf Facebook teilt, um ihn zu lesen. Dadurch wird die Fakenews praktisch automatisch mit jedem Leser multipliziert.
Wie weit darf Satire gehen?
Nicht alles, was sich einer ausdenkt, ist automatisch auch lustig. Deshalb sollte jeder Verfasser von humorvollen und frei erfunden Nachrichten vor der Veröffentlichung nachdenken. Nicht nur die Streichung des Arbeitslosengeldes ist ein Thema, bei dem der Spaß aufhört. Schließlich gibt es genügend Menschen, die davon abhängig sind. Und das bedeutet nicht automatisch, dass diese faul sind, wie es die Überschrift in den Raum stellt. Wenngleich auch klar ist, dass die Hilfe der Gemeinschaft von einigen Mitmenschen ausgenutzt wird.
In den vergangenen Wochen haben wir auch über News berichtet, die ebenfalls lustig sein sollten, es jedoch überhaupt nicht waren. So wurde behauptet, dass Mario Barth und Till Lindemann angeblich gestorben sind. Spätestens an dieser Stelle sollte auch wirklich dem Letzten klar sein, dass das mit Humor nichts mehr zu tun hat.
Übrigens, die Webseite derpressehai.com verfügt über kein Impressum und wurde anonym registriert. Das zeigt, dass auch der Seitenbetreiber von derpressehai.com nicht zu den Inhalten der Webseite steht.
Was sollten Sie mit der Nachricht tun?
Wichtig ist vor allem, dass Sie diesen Unsinn nicht weiter verbreiten. Denken Sie an Menschen, die auf das Geld angewiesen sind und eventuell ohnehin aufgrund einer Lebenskrise psychische Probleme haben. Diese Menschen könnten aufgrund einer solchen Message den Lebensmut verlieren und für sich selbst keinen Ausweg mehr sehen.
Einige Nutzer auf Facebook diskutieren das Thema durchaus ernsthaft. Hier ist Aufklärung angebracht. Erklären Sie der postenden Freundin oder dem Freund, dass es sich hier um Satire handelt. Ein Kommentar unter dem Beitrag kann schon für Entspannung sorgen.
Falls Sie selbst einmal einen Beitrag auf Facebook sehen oder eine Nachricht per WhatsApp bekommen, die einfach nicht wahr sein kann, dann leiten Sie uns diese an [email protected] weiter. Wir prüfen die Info und verfassen bei Bedarf eine Warnung.
Wie ist Ihre Meinung zu dieser Art von Satire?
Uns interessiert, ob Sie diese Art von Humor gut finden oder eher der Meinung sind, dass man damit keinen Spaß machen sollte. Sind Warnungen vor diesen Posts angebracht oder halten Sie diese für überflüssig? Über die Kommentare unter dem Artikel teilen Sie uns Ihre Meinung mit und diskutieren mit anderen Lesern über das Thema.
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