Immer Ärger mit der Knete! Nein, nicht dem Einkommen, sondern mit der Kinderknete. Die gibt es mittlerweile in diversen Varianten mit einer Vielzahl von Eigenschaften. Zwar ist die traditionelle Knetmasse noch immer erhältlich, zunehmend erobern aber formbare Massen mit besonderen Eigenschaften die Kinderzimmer.
Mal leuchtet die Wundermasse im Dunkeln, dann verändert sie ihre Farbe oder zieht magnetisch Metall an. Schon länger bekannt ist die Hüpfknete, nun gibt es die Knete aber auch als eine dehnbare Masse, die sogar zerfließt oder wie Papier zerrissen werden kann. Ökotest hat mehrere Produkte genauer unter die Lupe genommen, mit bisweilen bedenklichen Ergebnissen.
Nur wenige Produkte sind empfehlenswert
Mineralöl war in 60 Prozent der getesteten Spielhilfen vorhanden, in 25 Prozent fanden die Prüfer Formaldehyd. Der Stoff wird mit Allergien in Verbindung gebracht. Von den 20 im Labor untersuchten Produkten konnten fünf die Note „sehr gut“ erhalten. Ökotest rät bei sieben Knetmassen sogar von einem Kauf ab. Alle anderen Produkte bewegen sich im Mittelfeld.
Was sind die Gründe für die Bewertungen? Drei Substanzen wurden in dem Kinderspielzeug gefunden, denen gesundheitsschädigende Wirkungen nachgesagt werden: MOAH, Formaldehyd und Bor.
Wie kommen kritische Substanzen in die Knete?
MOAH sind gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, nämlich Mineral Oil Saturated Hydrocarbons. Darin können sich krebserregende Substanzen befinden, die über die Haut in den Organismus gelangen. In 12 der getesteten 20 Knetmassen wurde MOAH gefunden. Unklar bleibt, wie diese Substanzen in das Spielzeug gelangt sind. Die Experten vermuten, dass Rohstoffe, etwa die verwendeten Wachse, MOAH enthalten. Aber auch Verunreinigungen während des Produktionsvorgangs könnten eine Ursache sein.
Ein weiterer Grund, warum mehrere Produkte negativ bewertet wurden, ist das enthaltene Bor. Besonders in Hüpfkneten wird Bor verarbeitet, denn damit wird die Masse zäh und bleibt zugleich konsistent. Das Element Bor ist für den menschlichen Organismus lebensnotwendig, aber nur in geringen Dosen. Werden große Mengen aufgenommen, schädigen Borverbindungen die Fruchtbarkeit.
Keine akute Gesundheitsgefahr für Kinder
Um die Ergebnisse zu erhärten, wurde im Labor simuliert, wie Bor sich verhält, wenn es von Kindern verschluckt wird. Denn dieses Missgeschick kann immer passieren, egal wie aufmerksam Erzieher und Eltern sind. Sechs Kneten zeigten im Test auffällige Boranteile.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilte allerdings mit, dass mit gesundheitlichen Schäden durch ein Verschlucken der Knete nicht zu rechnen sei. Denn die Hersteller waren bemüht, die Grenzwerte einzuhalten, nur zu 30 bis 50 Prozent wurde das Maximum ausgeschöpft. Das BfR veröffentlicht neben anderen Studien auch Gutachten über die Sicherheit von Produkten und Chemikalien. Das Institut ist dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zugeordnet.
Dennoch fordern Vertreter des BfR, der Anteil von Borsäure in Spielzeugen sollte „grundsätzlich so niedrig wie mit vernünftigem technischen Aufwand erreichbar sein“. Ökotest teilt diese Meinung. Deshalb erhielten auffällige Kneten nur die Note „befriedigend“.
Keine Kennzeichnungspflicht für Knete
Im Test wurde in fünf Kneten Formaldehyd gefunden, in freier oder abspaltbarer Form. Ähnliche Ergebnisse ergab ein Test von Coffee to go Bambusbechern. Bereits in geringer Menge reizt die Substanz die Schleimhäute, löst Allergien aus und kann Krebs verursachen. Formaldehyd wird mit dem Atem aufgenommen. Im Labor bewegten sich die Resultate innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Ökotest entschied sich aber für den vorbeugenden Verbraucherschutz und legte strengere Maßstäbe an.
Denn es wird vermutet, dass bei der Produktion Formaldehyd gezielt verwendet wird, um die Haltbarkeit der Knete zu erhöhen. Auf den Verpackungen sind aber die Inhaltsstoffe nicht angegeben, denn die Hersteller von Kinderknete sind zu diesen Angaben nicht verpflichtet. Ökotest setzt sich bereits seit geraumer Zeit für eine Kennzeichnungspflicht ein.