Wenn die Tür ins Schloss fällt und der Schlüssel noch in der Wohnung liegt, ist guter Rat teuer. Denn Schlüsseldienste haben oft keinen guten Ruf. Von Abzocke und kriminellen Machenschaften ist die Rede. Doch was ist dran an dem Vorurteil? Stiftung Warentest hat es getestet.
Handwerkernotdienste sind generell ein Problem. Denn einige unseriöse Unternehmen nutzen die Not des Kunden aus. So hatten wir unlängst den Fall eines Schädlingsbekämpfers, der Vorkasse verlangte und für immer verschwand. In der Vergangenheit haben wir bereits über unseriöse Handwerkernotdienste berichtet.
Besonders groß ist die Not, wenn Sie einen Schlüsselnotdienst benötigen. Denn dann stehen Sie oft vor der Tür und kommen nicht mehr in die eigenen vier Wände. Dabei speilt es keine Rolle, ob der Schlüssel abgebrochen ist oder noch auf dem Küchentisch liegt. Sie kommen nicht herein. Ein Schlüsseldienst muss her. Doch einen seriösen Schlüsseldienst zu finden ist gar nicht so einfach. Schließlich haben Sie oft keine Möglichkeit oder Zeit ausführlich zu recherchieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Branche in zwei grundsätzliche Anbieterformen aufteilt. Es gibt regionale Anbieter vor Ort und überregionale Vermittler. Die Stiftung Warentest hat mehrere Schlüsseldienste getestet – mit erschreckendem Ergebnis.
Überregionale Anbieter fallen durch
Insgesamt vier überregionale Vermittlungsportale hat die Stiftung Warentest auf die Probe gestellt. Diese sind oft sehr einfach zu finden. Denn eine Stärke dieser Schlüsselnotdienste ist die Werbung. Wer einen Notdienst sucht, gelangt immer häufiger an diese Anbieter. Leider sind diese überregionalen Schlüsseldienste oft nicht so einfach zu erkennen, da regionale Telefonnummern angeboten werden. Allerdings sprechen Sie bei einem Anruf nicht mit einem Unternehmen vor Ort, sondern mit einem Vermittler.
Im Test sind drei von vier Vermittlern durchgefallen und wurden mit mangelhaft bewertet. Ein großer Kritikpunkt waren die Preise, denn oft wird die Not des Anrufenden ausgenutzt. Einige vermittelte Handwerker wollten zudem unnötige und überteuerte Schließzylinder verkaufen.
Ortsansässige Unternehmen überzeugen im Test
Neben den Vermittlern hat die Stiftung Warentest auch Unternehmen vor Ort getestet. Diese überzeugten überwiegend, denn 7 von 10 regionalen Schlüsselnotdiensten bestanden die Prüfung. Das bedeutet, dass Sie im Notfall lieber ein ortsansässiges Unternehmen bevorzugen sollten. Oft können es sich die Handwerker vor Ort auch gar nicht leisten, den Kunden abzuzocken. Schließlich verschwinden die Monteure nach der Türöffnung nicht in der Anonymität.
Trickreiche Monteure zocken über den Preis ab
Gerade die vermittelten Handwerker verlangen oft sehr hohe Preise. Besonders unseriös: Einige möchten bereits eine Pauschale, bevor sie überhaupt mit der Arbeit beginnen. Im Test verlangten die Handwerker zudem happige Stundenlöhne von beispielsweise 60 Euro für 15 Minuten. Getrickst wird auch beim Material. Dem Ausgesperrten wird erklärt, dass er einen neuen Schließzylinder benötigt. Doch dieser kam im Test statt üblichen 30 Euro gleich einmal 300 Euro.
Laut der Verbraucherzentrale sind je nach Bundesland, Tages- oder Nachtzeit 60 bis 150 Euro für die Türöffnung angemessen.
So finden Sie einen seriösen Schlüsselnotdienst
Letztlich stellt sich die Frage, wie Sie sich vor überhöhten Rechnungen schützen und wo sie einen seriösen Schlüsseldienst finden. Wichtigster Tipp: Holen sie sich gegebenenfalls Hilfe bei einem Nachbarn oder Freund. Es ist immer besser, wenn Sie einen Zeugen haben. Schließlich schrecken unseriöse Anbieter vor fast nichts zurück. Die Verbraucherzentrale gibt dazu folgende Tipps:
- Preise vergleichen
Nutzen sie vorzugsweise ortsansässige Handwerksbetriebe und prüfen Sie vor der Bestellung des Schlüsseldienstes die Preise. Erfragen Sie gleich beim ersten Anruf, von wo der Monteur kommen wird. Haben Sie einen Notdienst unter Ihrer örtlichen Vorwahl erreicht, so brauchen Sie auch nur die Kosten für An- und Abfahrt innerhalb der Ortsgrenzen zu bezahlen. Darüber hinausgehende Beträge können Sie später von der Rechnung streichen. - Festpreis vereinbaren
Vereinbaren Sie einen Festpreis für die Türöffnung, der alle Kosten wie Anfahrt oder Zuschläge enthält. Dazu ist es natürlich wichtig, dass Sie dem Schlüsseldienst am Telefon genau erklären, was passiert ist und welche Art Schloss Sie haben. Definieren Sie zudem den Auftragsumfang, also das nur die Tür geöffnet werden soll. Ein Austausch des Schlosses ist in der Regel nicht nötig und im Rahmen eines Notdiensteinsatzes auch zu teuer. - Akzeptieren Sie nur zulässige Zuschläge
Schlüsseldienste dürfen Zuschläge nur außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verlangen. Phantasie-Zuschläge wie Sofortzuschläge, Bereitstellungszuschläge und Spezialwerkzeugkosten sind laut einem Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 23.02.2006 (Az.: 31 C 63/98-44) nicht erlaubt. - Zahlen und unterschreiben Sie nur, was vereinbart war
Zahlen Sie grundsätzlich nur, wenn Sie eine ordentliche Rechnung erhalten. Einige Unternehmen bestehen auf die Barzahlung. Doch wenn Sie nicht genügend Geld im Haus haben, sollten Sie auf die Zahlung per Rechnung bestehen. Fahren Sie mit keinem Handwerker zum nächsten Geldautomaten. Zudem sollten sie die Rechnungsposten genau überprüfen und nur unterschreiben, wenn alles korrekt ist. Nicht vereinbarte Positionen können Sie streichen. Notfalls bestätigen Sie nur die Ausführung des Auftrages. - Im Notfall wählen Sie die 110
Einige Handwerker setzen die Ausgesperrten unter Druck, wenn diese die Kosten nicht sofort bezahlen möchten. Sie drohen dann, die Tür wieder zu verschließen. Rufen Sie im Notfall die Polizei über den Notruf 110.
Vorbeugend ist natürlich immer zu raten, dass Sie einen Schlüssel bei einem vertrauenswürdigen Nachbarn oder Freund hinterlegen. Das ist auf jeden Fall die günstigste Möglichkeit, wenn Sie sich ausgesperrt haben.
Weitere Informationen sowie den ausführlichen Test finden Sie bei der Stiftung Warentest.