Puren Pharma ruft insgesamt 17 Medikamente aus den Apotheken zurück. Darunter sind auch einige sehr bekannte Pillen wie Ibuprofen. Wir erklären, was der Grund für den Pillen-Rückruf ist und welches Problem besteht.
Der Pharma-Hersteller Puren Pharma hat eine Rückrufaktion gestartet. 235 Chargen von Medikamenten sind betroffen. Die Texte der Beipackzettel waren fehlerhaft und genügten nicht den gesetzlichen Bestimmungen. Bei einer Inspektion im Dezember sei der Vorfall bekannt geworden, teilte das Unternehmen auf seiner Webseite mit. Unter anderem gilt der Rückruf dem Schmerzmittel Ibuprofen Granulat, den Retardkapseln Diclo-Dicido, Retardtabletten Fluvastatin, Hartkapseln Lansoprazol und sogar dem Herzmedikament Candesartan. Patienten, die Medikamente aus den betroffenen Chargen erhalten haben, können die Arzneimittel zurückgeben und umtauschen.
Die betroffenen Medikamente sowie die Chargen und PZN-Nummern der Medikamente finden Sie auf der Webseite von Puren Pharma. Falls Sie eines der Medikamente zuhause haben, wenden Sie sich bitte an ihre Apotheke. Dort können Sie die Pillen zurückgeben oder gegen eine Packung mit korrektem Beipackzettel umtauschen.
Bezahlbare Medikamente als Kopie
Puren Pharma ist ein Teilunternehmen der indischen Aurobindo-Gruppe und stellt Generika her, sogenannte Nachahmer-Medikamente. Nachdem das Patent eines Originalmedikaments abgelaufen ist, kann die Arznei kostengünstig als Kopie hergestellt werden. Bekannte Anbieter in diesem Marktsegment sind Stada und Ratiopharm. Alle zwei Jahre werden derartige Firmen überprüft, so die oberbayrische Regierung.
Im vergangenen Jahr kam es mehrfach zu Rückrufen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel warnte mehrfach vor Medikamenten gegen Sodbrennen, die verunreinigt in den Handel gelangt waren. Ein Verhütungsmittel wurde als Gefahr eingestuft, und Bayer machte nicht nur mit der Übernahme von Monsanto Schlagzeilen. Iberogast, ein häufig verschriebenes Medikament gegen Magenbeschwerden, soll einen Todesfall verursacht haben.
Qualität oft nicht gewährleistet
Laut FAZ scheint sich ein systemisches Problem anzubahnen. Immer wieder geraten indische Hersteller von Generika in den Fokus. Auf dem Subkontinent boomt die Pharmaindustrie, aber die Produktionsmethoden genügen oft nicht den europäischen Standards. Immer wieder wird von Verunreinigen berichtet, oft wird die Qualitätskontrolle vernachlässigt. Gravierenden Medikamentenengpässe sind so in Europa entstanden, weil immer wieder fehlerhafte Produkte vom Markt genommen werden mussten.
Deshalb wurde von Mitgliedern der Fraktion der CDU bereits ein „Ideenpapier gegen Engpässe“ vorgelegt. Auch die SPD denkt aktuell über einen Maßnahmenkatalog nach. Der Gesundheitsexperte der Sozialdemokraten, Karl Lauterbach, überraschte nun nach einem Bericht der Ärzte-Zeitung mit nicht erwarteten Konsequenzen. Die industrielle Produktion von medizinischen Wirkstoffen solle „nach Deutschland oder zumindest nach Europa“ zurückverlagert werden. Wegen der Dringlichkeit der Verfügbarkeit in akuten Fällen sei dies besonders bei „Antibiotika, aber auch für Krebsmedikamente sinnvoll“, so der Gesundheitspolitiker in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.