Sie suchen eine neue Mietwohnung und sollen sich per VideoIdent authentifizieren? Dabei handelt es sich in der Regel um Betrug. Statt einer Bestätigung Ihrer Identität eröffnen Sie ein Bankkonto, welches Kriminelle für Straftaten nutzen.
In der Vergangenheit haben wir schon häufiger vor dubiosen Stellenangeboten gewarnt, bei denen Jobsuchende ein Videoident-Verfahren durchlaufen sollten. Den Opfern war allerdings nicht bewusst, dass sie damit ein Konto auf ihren Namen eröffnen. Anschließend wurden die Bankkonten der ahnungslosen Jobsuchenden im Darknet zum Verkauf angeboten, um darüber Geld zu waschen und andere Delikte zu begehen.
Sehr beliebt bei Kriminellen sind auch vermeintliche Produkttests, über die mehrfach berichtet wurde. Aber nun ist eine neue Variante dieses Betrugs aufgetaucht. Auch hier spielt das Videoident-Verfahren eine zentrale Rolle. Opfer sind aber nun nicht mehr Arbeitslose, sondern Wohnungssuchende. Vor der Suche einer neuen Wohnung sollten Sie sich unbedingt über die gängigen Betrugsmaschen bei der Immobiliensuche informieren. Außerdem erklären wir, wie Sie die Abzocke bei der Wohnungsvermietung vermeiden.
Die Kontaktaufnahme über Facebook oder Immobilienportale
Die nachfolgende Geschichte zeigt den Betrug und ist tatsächlich passiert. Eine Studentin sucht ein Zimmer in einer WG. Bei Facebook gibt es Gruppen, in denen Wohnmöglichkeiten angeboten werden, dort sieht sie sich um. Ein Mieter einer Wohnung, tatsächlich ein Betrüger, macht ihr ein Angebot. Er wolle sein Mietverhältnis aus persönlichen Gründen beenden, und nun suche er einen Nachmieter. Der Mieter vermittelt also an den Vermieter oder Wohnungsinhaber, in Wahrheit ein Komplize.
In der Folge wird die Wohnung nun vom Inhaber der Studentin per E-Mail angeboten und beschrieben. Nichts deutet darauf hin, dass hier ein Betrug eingefädelt wird. Nur wird merkwürdigerweise immer wieder das Kautions-Konto erwähnt, aber ein solches Konto ist andererseits wiederum üblich für einen Mietvertrag. Deshalb ist das zunächst nichts Besonderes.
Das Videoident-Verfahren bei der Wohnungsvermietung
Eine folgende Mail beschreibt der Studentin, wie sie sich über die Plattform IDnow identifizieren soll. Das Videoident-Verfahren findet bei Banken zunehmend Verbreitung, und es wird vermutet, dass es in Zukunft die Identifizierung über Postident ersetzen wird. Die Studentin erhält einen Ident-Code und soll ihre Handynummer angeben. Der Mitbewohner der zukünftigen WG soll ebenfalls das Identverfahren durchlaufen.
In der nächsten Mail bittet der „Vermieter“ um die Überweisung der Kaution, eine weitere Mail enthält die Kontodaten des Kautionskontos. Der zukünftigen Mieterin wird immer wieder suggeriert, das Identverfahren sei notwendig für die Registrierung bei der Bank. Ihr wird aber nicht bewusst, dass sie tatsächlich Inhaberin dieses Kontos ist. Nur kann sie das Konto nicht selber verwalten und auch nicht einsehen. Denn die Täter haben das Konto zuvor eingerichtet und nur die Betrüger haben Zugriff auf das Geld.
Wie in allen anderen Verfahren fragt IDnow nach dem Grund für die Eröffnung des Kontos. Die Studentin antwortet, sie wolle sich für das Bankkonto identifizieren. Hätte sie den Anlass und die Verhandlungen erwähnt – „mein Vermieter hat ein Konto eingerichtet und ich soll mich identifizieren“ – , wären dem Mitarbeiter von IDnow wohl Zweifel gekommen, und er hätte die Identifizierung abgebrochen.
Doppelter Nutzen für die Betrüger
Die Betrüger können mit dieser Masche unter Umständen gleich doppelt abzocken. Einerseits haben sie Zugriff auf die vermeintliche Kaution, die die Mieter auf das Kautionskonto überweisen. Andererseits haben sie eine vollwertige Bankverbindung, die sie im Darknet verkaufen können. Diese kann dann für weitere Straftaten genutzt werden. Beispielsweise können auf das Konto des Opfers Zahlungen von Kunden eines Fakeshops eingehen.
Vorsicht bei der Identifizierung
Die Eröffnung eines Bankkontos über ein Verfahren zur Identifizierung kann unübersichtlich sein, wenn man es nicht kennt. Deshalb ist Folgendes wichtig: Wenn Sie ein Bankkonto eröffnen, egal mit welchem Verfahren, haben Sie auch Zugriff auf das Konto. Etwas anderes gibt es nicht. Auch für Mobilfunkverträge werden seit kurzem diese Identifizierungen eingesetzt und es ist immer wichtig, dem Mitarbeiter im ID-Prozess genau zu beschreiben, aus welchem Anlass das Konto eröffnet wird. So wird ein Betrug rechtzeitig erkennbar.
Größte Vorsicht ist geboten, wenn Unbekannte Ihnen Daten vorgeben und sie den Vorgang nicht überblicken. Normalerweise tritt man selber mit einer Bank in Verbindung oder schließt selber einen Vertrag mit einem Mobilfunkanbieter oder einem Vermieter ab. Vorgaben von Dritten sollten immer besonders kritisch überprüft werden. Erledigen Sie Bankgeschäfte von A bis Z immer selbst, also füllen Sie auch das Antragsformuular selbst aus. Macht das ein Dritter, ist es Betrug.
Versenden Sie niemals amtliche Dokumente an Unbekannte, also keine Kopie des Ausweises oder Zulassungsbescheinigungen herausgeben. Das gilt auch für Gehaltsnachweise, Auskünfte der Schufa und anderes, denn diese Daten können für kriminelle Handlungen verwendet werden. Im oben geschilderten Fall wurde das Bankkonto für einen Fakeshop verwendet. Waren wurden angeboten, Geld wurde kassiert, aber nichts wurde geliefert. Auch Geldwäsche ist über ein Konto mit unklarer Identität möglich. Und weitere Fälle sind denkbar, wie etwa der Betrug beim Kauf eines Kraftfahrzeugs über das Internet. Seien Sie deshalb vorsichtig, wenn Sie mit einem Unbekannten im Internet oder telefonisch verhandeln.
Sollten Sie bereits Opfer einer solchen Straftat geworden sein, informieren sie bitte die beteiligte Bank und auch ihre Hausbank. Außerdem sollten Sie Anzeige wegen Betrugs erstatten, und zwar vor Ort bei Ihrer Polizeibehörde. Lesen Sie dazu auch unsere Tipps zur Anzeigenerstattung.
Quelle: polizei-praevention.de