Vorsicht, wenn Sie Werbung für die Webseite dhl-tester.com erhalten und als Produkttester für DHL arbeiten sollen. Das Lockangebot mit knapp 80 Euro pro Produkttest führt Sie nicht zum Logistikkonzern DHL, sondern direkt in die Hände von Betrügern.
Bereits zu einem früheren Zeitpunkt haben wir über die angeblichen Karrierechancen bei DHL berichtet. Damals haben die „Bewerber“ am Ende ein Konto per Video-Ident eröffnet und zwar auf ihren eigenen Namen. Mit diesem Konto haben die Betrüger dann weitere Straftaten begangen. Auf dem gleichen Prinzip beruhen die angeblichen Stellenangebote als Produkttester bei der Stiftung Warentest.
Aktuell ist wieder eine Seite im Namen von DHL aufgetaucht, wo angebliche Produkttester gesucht werden. Auf den ersten Blick ist auf dhl-tester.com nicht erkennbar, dass DHL hier nicht der Arbeitgeber ist und worum es bei den Produkttests genau geht. Deshalb haben wir tiefer geschaut und recherchiert.
Wichtiger Hinweis: Die Webseite dhl-tester.com stammt nicht von DHL, sondern wurde von Betrügern ins Leben gerufen. Das Logistikunternehmen DHL ist selbst geschädigt, da der Markenname und das Logo missbräuchlich verwendet werden.
Bereits mehrfach haben wir über Stellenangebote berichtet, welche nicht seriös waren:
- Warnung: Stellenangebote auf Facebook im Namen der Fidor Bank
- Stellenangebote: Vorsicht bei Identifizierung per Postident
- E-Mail „Agentur für Arbeit stellt neue Stellenausschreibungen Ihnen vor“ ist Betrug
- Unseriöse Job-Angebote: Anbieter wollen an Geldanlagen der Bewerber
- Jobangebot als Post-Ident-Tester: Seriöses Stellenangebot oder Betrug?
Welche Produkte sollen getestet werden?
Auf der Webseite wird das zunächst nicht deutlich. Dieser Umstand sollte Sie bereits stutzig machen. Sie sollen zunächst eine kurze Bewerbung inklusive Name und E-Mail über das Formular auf der Webseite senden. Sie erhalten dann umgehend eine E-Mail mit dem Betreff „DHL: Ihre Bewerbung – Weitere Schritte sind notwendig„. Als Absender fungiert „DHL Group <[email protected]>„.
Ihnen wird in der Mail Honig ums Maul geschmiert:
Ihre kurze Vorstellung hat uns sehr gefallen und wir würden uns freuen wenn Sie bei uns als Produkttester teilnehmen möchten.
Dabei haben wir lediglich den Satz geschrieben, dass wir uns als Produkttester bewerben möchten. Doch das kann die automatisiert versendete E-Mail nicht wissen. Aber auch die E-Mail bleibt Ihnen schuldig, welche Produkte Sie nun genau testen sollen.
Sie bekommen dafür einen Link zu einer Webseite (dhl-tester.com/legitimation/), auf der Sie Ihre Daten eingeben sollen und ein Ausweis-Selfie mit Ihrem Personalausweis übermitteln sollen. Mit diesen Angaben können Betrüger bereits zahlreiche Straftaten begehen. Die Informationen werden dann im Internet weiterverkauft. Unter Umständen werden massenweise Menschen unter Ihrem Namen und der Ausweisekopie betrogen.
Vermutlich wird dies auch nicht der letzte Schritt sein. Vielmehr werden Sie wahrscheinlich dann als sogenannter Video-Ident-Tester engagiert oder sollen Ihre Identität per Video-Ident bestätigen.
Was passiert mit Ihren Daten?
Die übermittelten Daten nutzen die Betrüger, um neue Konten zu eröffnen. Per Video-Ident bestätigen Sie dann auch noch die Kontoeröffnung auf Ihren Namen. Wer da nicht genau hinschaut, tappt in die Falle. Mit dem eröffneten Konto stehen den Betrügern Tür und Tor offen, mit Ihren Daten weitere Straftaten zu begehen. Beispielsweise können die Kriminellen Fakeshops auf Ihren Namen und Ihre Daten eröffnen.
Das Makabere an der Sache: Meist werden die Cyberkriminellen nicht gefasst, da das Konto eben auf Ihren Namen und nicht auf den Namen der Betrüger läuft. Der nicht existierende Job als Tester hat demzufolge nur ein Ziel: Sie schließen Verträge ab. In den meisten Fällen eröffnen Sie Bankkonten auf Ihren Namen. Wenn Sie meinen, dass dies nicht schlimm ist, täuschen Sie sich gewaltig. Nachdem Sie den vermeintlichen Test erfolgreich durchgeführt haben, sind Kriminelle im Besitz einer neuen Bankverbindung, die auf Ihren Namen läuft. Auf das Konto werden Sie aber niemals zugreifen können.
Woran ist der Betrug zu erkennen?
Die Webseite dhl-tester.com ist wahnsinnig gut gemacht. So werden im Impressum die Daten der Deutschen Post AG genutzt. Auch das Layout der Seite mit dem offiziellen DHL-Logo wirkt täuschend echt. Dennoch gibt es ein bis zwei Punkte, die Sie stutzig machen sollten.
- Sie erfahren auf der Seite nicht, welche Produkte Sie genau testen sollen. Sie bewerben sich somit auf eine Stelle, wo Sie nicht wissen, was am Ende Ihre konkrete Aufgabe ist.
- Die Webseite dhl-tester.com wurde über einen Anonymisierungsdienst registriert. Das heißt, dass der Betreiber der Webseite namentlich nicht in Erscheinung treten möchte.
- Der Server der Webseite steht in Kanada. Das passt nicht zu den Serverstandorten von DHL oder der Deutschen Post AG.
- Bei DHL Deutschland heißt die offizielle Jobseite de.dpdhl.jobs und bei der internationalen Seite von DHL ist es logistics.dhl/global-en/home/careers.html.
Sie sind hereingefallen? – Was können Sie tun?
Auf jeden Fall sollten Sie Anzeige bei der Polizei erstatten, sobald Sie Ihre Daten übermittelt haben. Das ist in vielen Fällen auch online möglich. Möchten Sie lieber zu einer Polizeidienststelle gehen, sollten Sie unsere Hinweise beachten, wie Sie sich bei der Erstattung einer Anzeige bei der Polizei verhalten sollten.
Haben Sie bereits am Ident-Verfahren teilgenommen, müssen Sie sich zusätzlich mit dem Geldinstitut in Verbindung setzen, für welches das Formular ausgestellt war. Hier müssen Sie den Betrug melden. So kann eine Sperrung des Kontos und vorhandener EC- und Kreditkarten veranlasst werden. Das sollte den Schaden minimieren.
Auf jeden Fall müssen Sie aktiv werden. Denn wenn mit Ihren Daten eine Straftat begangen wird, kommt es am Ende auf Sie zurück.
Ihre Erfahrung
Sind Sie auf das Jobangebot hereingefallen? Berichten Sie über Ihre Erfahrungen in den Kommentaren unter diesem Artikel.
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