Sie haben als Unternehmen einen neuen Großkunden aus dem Ausland gewonnen und einen Auftrag über mehrere hunderttausend Euro an Land gezogen? Vorsicht. Es könnte sich um einen Betrüger handeln. Aktuell versuchen scheinbare Großkunden aus England deutsche Mittelständler zu betrügen. Abgesehen haben es die Ganoven auf die Ware.
Laut dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg läuft die aktuelle Betrugsmasche bereits seit März 2017. Im Visier der Kriminellen sind ausnahmsweise einmal nicht private Internetnutzer, sondern mittelständische Unternehmen der Metall-, Automobil- und Lebensmittelindustrie. Diese werden im ersten Schritt per E-Mail kontaktiert. Die vermeintlichen Unternehmen geben sich als Großkunden mit guter Bonität aus und lösen Großaufträge aus.
Dabei gehen die Kriminellen recht professionell vor. So werden gezielt passende E-Mail-Adressen verwendet, die den Anschein erwecken, dass diese zu Unternehmen aus Großbritannien passen. Auch das Fachvokabular der jeweiligen Branche haben die Betrüger drauf. Letztlich kommt es zu einer Warenbestellung und die scheinbaren Neukunden signalisieren sofortige Zahlungsbereitschaft. Die Bonität der Unternehmen wird oft mit vorgelegten Bilanzen nachgewiesen, die wahrscheinlich frei erfunden sind. Es handelt sich teils um einen Bestellwert im sechsstelligen Bereich.
Die Täter lassen die Ware durch internationale Speditionen beim Auftragnehmer abholen. Auf diese Weise wechselt die Ware nicht nur den Besitzer, sondern wird auch außer Landes geschafft. Die Rechnung bleibt allerdings offen und wird nicht bezahlt. Die Unternehmen bleiben auf dem Schaden sitzen.
Der Fake-Customer-Trick ist nicht neu
Neu ist die Masche mit den nicht existierenden Kunden und der Warenlieferung ins Ausland nicht. Im Jahr 2016 sind in Baden-Württemberg neun Firmen auf die Betrüger hereingefallen. Der Gesamtschaden durch die Scheinkunden-Masche belief sich auf knapp eine Million Euro.
Auch im Kleinen wird die Masche durchgezogen. Wir berichten seit Monaten darüber, wie Kriminelle ahnungslose Nutzer in Kleinanzeigenmärkten wie eBay Kleinanzeigen abzocken. Auch hier wird die Ware häufig auf Nimmerwiedersehen nach England verschickt. Die gefälschten Zahlungsbestätigungen und PayPal-Mails platzen und der Versender erhält für die Ware kein Geld.
Wie können Unternehmen vorbeugen?
Wer überraschend Kundenbestellungen aus Großbritannien oder anderen Ländern bekommt, sollte diese gewissenhaft prüfen. Das LKA Baden-Württemberg gibt folgende Tipps:
- Informieren Sie die Beschäftigten Ihres Unternehmens über diesen Fake-Customer-Trick.
- Verifizieren Sie den Kunden bzw. seine Bestellung durch Kontaktaufnahme über Telefon oder E-Mail-Verbindungen, die auf der Homepage des Kunden als Kontaktdaten hinterlegt sind.
- Benutzen Sie nicht die Kontaktdaten aus der E-Mail oder den Antwort-Button für die Überprüfung.
Falls in Ihrem Unternehmen betrügerische Bestellungen per E-Mail eingegangen sind oder Sie durch die Kriminellen sogar geschädigt wurden, sollten Sie Anzeige bei der Polizei erstatten. Wir erklären, wie Sie eine Strafanzeige online erstatten.
Unternehmen müssen nicht nur auf den Fake-Customer-Trick achtgeben, sondern sich auch vor dem CEO-Betrug in acht nehmen. Auch hier findet die Kontaktaufnahme häufig per E-Mail statt. Allerdings geben sich die Betrüger als Geschäftsführer des eigenen Unternehmens aus und veranlassen Angestellte zu einer Überweisung.
- Neue Betrugsmasche „Fake Customer-Trick“ auf presseportal.de (Quelle)
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